Samstag, 21. Januar 2017

Woche 23... Austauschschüler, eine ganz besondere Sorte Mensch

Hey guys, 

Austauschschüler. 

Ja, man trifft echt viele von dieser Sorte Mensch, wenn man selbst dazu gehört. Diese Sorte Mensch, die etwas komplett Neues wagt -dabei zwischen 16 und 17 Jahre alt ist- und sich in ein neues Land, eine neue Kultur, eine neue Sprache traut. Ja, von dieser Sorte Mensch durfte ich viele in den letzten Monaten und im vergangenen Jahr treffen. 
Ich bin gewiss keiner dieser anderen Sorte Mensch, die sich mit jedem unterhalten, immer als erstes etwas sagt und sich mit jedem und alles sofort versteht und anfreundet. Jeder der mich kennt, weiß, dass es eher das komplette Gegenteil ist. Ich bin froh, wenn ich von Menschen und Dingen umgeben bin, die gewohnt und vertraut sind. Ich hasse es Entscheidungen zu treffen und auf Menschen zugehen zu müssen, besonders auf einer anderen Sprache, aber auch im Deutschen tue ich mir schwer damit. 

Vor fast genau sieben Monaten hatten wir dieses Vorbereitungstreffen in Mannheim von DFSR. 
Ich habe mich mit den Leuten aus meinem Zimmer unterhalten, saß meistens bei ihnen, weil es einfacher war. Ich bin nie aufgesprungen, wenn sie einen Freiwilligen brauchten und habe versucht möglichst wenig aufzufallen -schlecht geeignet für eine Austauschschülerin, nicht wahr? 
Ja, das war wohl auch der Grund warum ich mir selbst beweisen wollte, dass ich auch anders kann, dass ich auf Leute zugehen kann, mich umgewöhnen und wohlfühlen kann -wenn ich wirklich will. Aber darum geht es mir gerade eigentlich gar nicht. 

Heute geht es mir wirklich um diese ganz spezielle Sorte Menschen, die vielleicht Jahr für Jahr mehrwerden und von denen ich -wie gesagt- im letzten Jahr so unglaublich viele treffen durfte. 
Diese Sorte Mensch bedeutet mir nämlich etwas, und das nicht nur, weil ich selbst zu ihr gehöre, nein. 
Diese ganz besondere Sorte Mensch bedeutet mir etwas, weil ich besonders in den letzten fünf, sechs Monaten in vielen von ihnen -all dieses Mitglieder- so tolle Menschen gefunden habe, ja sogar Freunde. Menschen, die mich genau jetzt am besten verstehen, auch wenn sie vielleicht nicht einmal meinen Geburtstag, meine Lieblingsfarbe, meine liebste Beschäftigung, meine Lieblingszeit im Jahr kennen oder wissen, warum ich so gerne backe. 
Aber all das, was sich in mir sonst vielleicht gesträubt hätte Zeit mit eben solchen Leuten zu verbringen, weiß, dass genau diese Leute mich jetzt verstehen, weil ich ganz einfach ein Teil davon bin. 
Uns verbindet so viel und wir alle haben dasselbe gewagt, nicht jeder aus denselben Gründen, aber wir alle sitzen mehr oder weniger im selben Boot und ich bin so unglaublich dankbar für all, diese unglaublich tollen Menschen, die ich treffen durfte, die ich auf eine ziemlich verdrehte Weise lieben und schätzen gelernt habe. 
Leute, die ich jetzt auf irgendeine Weise Freunde nenne, für die ich früher vielleicht weniger Grund gesehen hätte so etwas wie eine Freundschaft überhaupt aufzubauen. 

Und aus diesem Grund habe ich mich dafür entschieden euch genau das heute zu erzählen, auch wenn die wenigsten ebendieser Menschen meinen Blog lesen, so möchte ich mich doch bei euch allen bedanken, dass ich euch kennenlernen durfte und euch jetzt Freunde nennen darf. 
Leider habe ich nicht sehr viele Auslandsjahrfreunde mit Blogs über dieses Abenteuer, das sich Auslandsjahr nennt, aber die, die ich habe möchte ich doch mit euch teilen. 
Linnea, im -mit schrecklicher Aussprache versehenden- Skåne. 
Nina, irgendwie ziemlich in der Mitte zwischen den Grenzen. 

Und zufälligerweise sind auch genau die beiden, die Austauschschüler, die ich am längsten kenne. Komisch, wie die Zeit doch rennt. Wir kennen einander jetzt schon fast ein ganzes Jahr lang... 

Vi ses snart, 

Lea

Sonntag, 15. Januar 2017

Woche 22... Hermine Granger-Life, Essays und Minzschokolade

Hey guys,

Neues Jahr, neues Glück? Von wegen. Als ich am Dienstag wieder in der Schule angetanzt bin, tatsächlich voller Vorfreude, musste ich mit Entsetzten feststellen, dass mein wunderbarer Stundenplan einfach so über den Haufen geschmissen wurde. Irgendwer im Rektorat fand es wohl ganz lustig, da mal ein paar Striche zu ziehen und mir den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Yas, was für eine wundervolle Idee. 
(Bitte beachtet die Ironie, die um diesen Satz herum tanzt.)

Einer meiner absoluten Lieblingslehrerinnen hier -meine Englischlehrerin, eine von zweien in meinem Leben, die es geschafft hat, dass ich gerne im Englischunterricht bin- hat irgendeinen anderen Job in der Schule bekommen und uns deshalb abgegeben.
Daraufhin folgte also ein Lehrerwechsel und auch ein Zeitwechsel für die Englischstunden, die jetzt meinen ganzen Stundenplan umwerfen. Statt zwei wundervollen Tagen -Mittwoch und Donnerstag- habe ich jetzt 3 Stunden Leerzeit am Freitag, knapp 1 1/2 Stunden Pause am Mittwoch, nur eine Stunde am Montag und aus einem relativ kurzen Donnerstag wurde ein langer.
Na, yay.
Allerdings werden wir in der nächsten Woche im Klassenrat darüber sprechen, ob wir die Stunden irgendwie anders legen können, da andere aus meiner Klasse am Mittwoch um 14:20 einen Unterricht beenden und zur selben Zeit Englisch beginnen sollen, während die Räume so gut 15 Minuten auseinander liegen. Und am Donnerstag soll ich 10 Minuten lang gleichzeitig Deutsch und Englisch haben -sollen wir alle zu Hermine Granger werden oder was denkst sich der, der diesen Plan gemacht hat dabei?
Ich kann es mir jedenfalls nicht anders erklären und hoffe, dass wir Montag eine Lösung dafür finden und dass sich nach den nächsten Ferien, wenn ein Teil der Schule in ein neues Gebäude gezogen ist, sich alles wieder zum besseren ändert.

Dann habe ich diese Woche noch erfahren, dass ich ein historisches Essay schreiben soll, irgendwas über irgendeine Epoche. Allerdings funktioniert das gerade nicht so wie ich es gerne hätte, deshalb werde ich darüber noch einmal mit meinem Lehrer sprechen müssen.
Meine Klasse liest im Schwedischunterricht gerade Klassiker -ist für mich jetzt nicht ganz so einfach, das ist einfach zu hoch. Deshalb hat meine Lehrerin mir gestern vier verschiedene Klassiker aus der Bibliothek gebracht, von denen ich mir einen aussuchen sollte, da die alle zwar die klassische Geschichte enthalten, aber leichter geschrieben sind, sodass ich tatsächlich fast keine Verständnisprobleme habe und ich echt Spaß am Lesen habe. Ich lese jetzt "Therese Raquin" von Émile Zola, falls es irgendwen interessiert. Es geht um Ehebruch und Mord- echt gut soweit :).

Außerdem habe ich endlich einen schönen Kalender gefunden und mich Hals über Kopf in ein Café verliebt. Ich war erst einmal dort und es ist so gemütlich und ruhig dort, dass ich es einfach lieben musste und ich denke die Wahrscheinlichkeit, dass ich dort jemanden treffe, den ich kenne ist auch nicht ganz so groß, weil es nicht direkt dort liegt, wo Schüler ständig sind, also einfach perfekt für mich.
Und sie verkaufen Warme Minzschokolade, was so nach Kaffee und alles mit Salted Caramel eines der besten warmen Getränke ist, die es gibt *-*
Montag werde ich erneut da einschneien und die Scones testen, denn leider hatte ich am Freitag bereits Mittagessen gehabt und konnte deshalb diese nicht testen, als ich dort war, aber das werde ich auf jeden Fall noch nachholen :)
Apropos einschneien, der Schnee ist die Woche über eigentlich immer weniger geworden, dafür wurde es aber immer glatter. Nun hat es gestern Nachmittag wieder geschneit und ich denke auch in der Nacht -es war dunkel, man sieht deshalb nicht sehr viel und Straßenlaternen gibt es hier eher mäßig.

Aber jetzt mal wieder zu dem wichtigeren Kram.
Ich bin tatsächlich schon fünf freaking Monate hier!
Am Dienstag vor fünf freaking Monaten bin ich in Hamburg in dieses gruselige, kleine Flugzeug gestiegen und habe gehofft, dass wir nicht abstürzen und Freitag vor ebengenau fünf Monaten bin ich auf dieser niedlichen Insel gelandet, die jetzt irgendwie meine Heimat ist.
So richtig fassen kann ich es aber irgendwie nicht, ich meine fünf Monate. 
Das ist die Hälfe meines Aufenthaltes, das wiederum bedeutet, dass es bald zu Ende ist und das macht mich einerseits unglaublich glücklich, weil ich in fünf Monaten meine Familie und Freunde wieder in die Arme schließen kann und wieder in der schönsten Stadt von Deutschland wohne und dann heißt es aber auch Abschied nehmen von allen hier und irgendwie möchte ich das noch gar nicht. 
Es waren so wundervolle fünf Monate, in denen ich so viel lernen konnte, wachsen konnte und irgendwie scheint es so surreal fast schon wieder gehen zu müssen, obwohl ich weiß, dass ich noch fünf Monate habe, aber auch die letzten fünf Monate sind geflogen, gestockt, gerast und geschlichen.
Was gleichzeigt bedeutet, dass ich diesen Blog jetzt schon fünf Wochen mehr oder weniger regelmäßig schreibe und da bin ich irgendwie ziemlich stolz drauf und auch auf die Tatsache, dass ich bereits fünf Monate in Schweden gemeistert habe, auch wenn besonders der Dezember ziemlich hart für mich war. Ich freue mich, mich bald wieder zu melden.


Vi ses snart,

Lea


P.S. Ich habe es bei dem letzten Eintrag vergessen, deshalb: Gott nytt år! 

Samstag, 14. Januar 2017

Woche 21... Stockholm

Der Schnee glänzt weiß auf den Bergen heut Nacht, keine Spuren sind zu sehen. 
Ein einsames Königreich, und ich bin die Königin. 

Ähm, na gut. Ganz so ist es dann doch nicht. Der Schnee glänzt vielleicht auf irgendwelchen Bergen heute Nacht, aber ich sehe weit und breit keine Berge. Und der Schnee hat auch gerade erst zu tanzen begonnen. Und eigentlich bin ich auch nicht auf dem Land, eher auf dem Wasser -genaugenommen bin ich auf dem Boot. Spuren sind folglich auch nicht wirklich zu sehen, außer die, des Bootes durch das Wasser, aber die verschwinden im Nu wieder und lassen das Wasser und die Wellen zurück, die sich jagen und bekämpfen. Und das Königreich ist auch nicht wirklich einsam und selbst wenn dies' so wäre, bin ich trotzdem nicht die Königin und Wahrscheinlichkeit, dass dieser Fall je eintreffen wird ist ziemlich gering -um das zu wissen brauche ich nicht einmal irgendwelche Baumdiagramme oder Funktionen. 

Also, ich bin eigentlich auf dem Weg nach Stockholm und der Schnee tanzt mir seit ein paar Minuten um die Nase. Die Wellen schlagen an das Bot und vom Boot weg, in ihrem eigenen Rhythmus, in ihrem eigenen Klang. Hier draußen ist es ruhig und die Luft ist frisch und klar. Insgesamt fast eineinhalb Stunden habe ich hier verbracht, fern ab der Kinder, dem Geschreie und der stickigen Luft -naja, so "fernab" es auf einem Boot möglich ist. Eigentlich war geplant, dass wir das Boot am Mittwoch nehmen, welche aber die kleinen Schneeflocken kamen und es ziemlich windig sein sollte, wurden alle Fähren am Mittwoch gestrichen, deshalb sitzen wir bereits jetzt -am Dienstagnachmittag- auf der Fähre, auf dem Weg nach Nynäshamn. Da werden wir ein bisschen warten müssen, bis wir den Bus nach Stockholm Centralen nehmen können und uns auf den Weg zu meiner Gastgroßmutter machen können. 

Morgen früh hole ich Nina von der nächsten Bahnstation ab, weil ich nicht bis zur Centralen fahren wollte -ja, ich war einfach zu müde :). Von der Station machen wir uns erst einmal wieder auf den Weg zurück, um Ninas Sachen bei meiner Gastoma zu lassen und dann nach dem Frühstück den Pendeltåg Richtung Centralen zu nehmen. Im Zug treffen wir dann zwei andere Austauschschüler, die aus der Nähe von Göteborg kommen und mit denen wir im Zug verabredet waren, da sie nur ein paar Stationen von uns entfernt wohnten. Allerdings war es nicht von vornerein geplant, dass wir alle zur selben Zeit in Stockholm sind. 

Den Mittwoch haben wir in einem Einkaufszentrum verbracht, weil Moritz sein IPhone reparieren lassen musste und anschließend sind wir dann alle wieder in die Innenstadt gefahren und sind dort und auf Gamla Stan rumgelaufen, haben uns umgeschaut, die zwei Göteborg-Austauschschüler haben sich Stockholm-Pullis gekauft und abends haben wir dann den Zug gemeinsam wieder zurück genommen. 

Am Donnerstag haben wir die beiden erst gegen Mittag getroffen und sind dann zusammen in das Moderne Museum gegangen und haben uns da umgeschaut -staatliche Museen sind in Schweden für alle unter 18 Jahren kostenlos- danach waren wir gemeinsam etwas essen und haben einfach nur geredet und gelacht, so wie am Tag zuvor. Später haben wir noch eine andere Austauschschülerin getroffen, die in Stockholm wohnt und sind zusammen einen Kaffee trinken gegangen. 

Freitag sind Nina und ich nach dem Frühstück in die Mall of Scandinavia gefahren und haben im "Rae" alles Mögliche erstanden. Anschließend waren wir im Kunsträdgården Schlittschuh laufen. 
Samstag waren Nina und ich wieder in Gamla Stan, nachdem wir die Austauschschülerin, die in Stockholm wohnt besucht hatten und haben gemütlichen einen Kaffee, heiße Schokolade und ein Kuchen verspeist. Dann mussten wir uns auch bald schon wieder verabschieden und Moritz und ich haben am Samstagabend die Fähre zurück nach Gotland genommen, während Nina noch bis Montag mit ihrer Gastfamilie in Stockholm geblieben ist.

Dieses Mal habe ich aus -16°C Kälte-Gründen kaum Fotos geschossen und habe deshalb auch nicht viele, die ich euch dieses Mal zeigen kann.



Erster StarbucksKaffee seit knapp 5 Monaten :)

Gamla Stan

Tunnelbana-Station



Vi ses snart, 

Lea

P.s. Es tut mir total leid, dass ich mich jetzt erst melde. Am Sonntag war ich so platt, dass ich keinerlei Kraft zum Schreiben hatte und die Woche über habe ich dann immer mal wieder was geschrieben, hatte aber nie so richtig Zeit es fertig zu stellen