Dienstag, 28. März 2017

Mess in my mind

Jetzt sprechen wir mal Klartext. 
Wenn irgendjemand denkt, ein Auslandsjahr ist leicht -am Arsch! 
Wenn irgendjemand sich einbilden will, er könne irgendein Gefühl das man während dieser 10 Monate durchlebt, war er entweder selbst in dem Alter im Ausland oder er lügt dir das Blaue vom Himmel. 
Keiner kann dich auch nur annähernd auf diese Gefühle vorbereiten. Kein Auslandsjahrschüler oder Schülerin in Spe kann sich das hier auch nur annähernd ausmalen. 

Monate lang habe ich all das hier auf meinem Blog zurück gehalten, jemand hat mal zu mir gesagt, ich solle nicht anrufen, wenn es mir schlecht geht oder ich gar weinen muss -egal welcher Grund- die Person würde sonst mitweinen müssen. Und wahrscheinlich war das nicht ernst gemeint, aber wenn man eine Person sein ganzes Leben lang kennt, weiß man wann jemand lügt -und ich kann euch sagen, es war nicht gelogen. 
Also habe ich mich daran gehalten. 
Ich habe wenig wie möglich von dem ganzen Müll der einem wiederfährt, dem ganzen Müll, den man im Kopf hat niedergeschrieben. Aber jetzt kann ich nicht mehr. 
Ich habe mich mit ein paar dieser ATS in Spe unterhalten und alle sind sie auf ihre ganz eigene Weise naiv. Wahrscheinlich wie ich vor fast 7 Monaten. 
Niemand kann dir erklären, wie du dich fühlst, wenn du diesem perfekten Austauschschüler oder auch Schülerin beim perfekt sein zusehen musst. Und wenn irgendwer behauptet, er oder sie hätte nicht diesen perfekten Schüler um die Ecke, mag das vielleicht sein, aber jeder kennt irgendwen, der genau das ist. 
Dieser perfekte Austauschschüler. Diese perfekte Austauschschülerin.
Vielleicht wenn du die Person näher kennst, fällt dir auf, dass das nur nach außen hin, auf andere so scheint, aber das reicht schon. Plötzlich fängt man an über jeden Scheiß nach zu denken, jeden Stein anzuheben und auf jedem Fehler den eigenen Namen zu sehen. Und dann gibt es diese Zeit, wenn man darüber hinweg gekommen ist, nicht diesem Bild zu entsprechen. 
Mainstream ist ja gerade so in, dass ich nicht mitmachen möchte -Danke, der Nachfrage. 

Aber irgendwann kommt dann mal so ein Tag, der anfängt, wie ein normaler Tag und alles ist gut und doch gibt es irgend so ein Schalter, der in deinem Kopf plötzlich umspringt und sich denkt "Alles ist scheiße". 
Plötzlich nervt dich die Art wie andere ihre Sätze und Fragen formulieren, als würden sie in der dritten Person von dir sprechen, aber dennoch von dir eine Antwort verlangen oder fragen dich etwas in einem Satz an dessen Ende einfach ein 'oder' kommt, der aber so formuliert ist, als dürftest du ihnen nur zustimmen, sonst würde eine ellenlange Diskussion über die Ursache und die genauste Begründung ausfallen. Also stimmst du ihnen zu -und die einseitige Diskussion, mehr mit einem Monolog zu vergleichen geht dennoch los. "Ich meine, es ist okay, wenn du das anders siehst, es könnte ja sein, dass…" Ach, wie ich diesen Anfang schon liebe.
Und an diesen verfluchten Tagen, möchte ich dann einfach nur noch schreiend aus dem Haus rennen, wo wir bei meinem nächsten Punkt wären. Schreien. Wie oft würde ich gerne einfach mal anfangen zu schreien, irgendwas zu zerstören oder meine Wut, die sonst wo her kommt rauszulassen, aber wo denn? 
Das ist nicht so einfach. 
Und weil du ja nett sein willst, schluckst du alles wieder runter, machst weiter wie zuvor und "nimmst einen Tag nach dem anderen". Blödsinn. So oft habe ich das gemacht. Bis dann dieser Tag kommt an dem dir kein Grund einfällt, warum es dir plötzlich schlecht geht. 
Es geht dir nicht schlecht schlecht. Du bist eigentlich auch nicht richtig schlecht gelaunt, es ist mehr so ein schwarzes Etwas, das in deinem inneren wütet. Und wahrscheinlich ist mein schwarzes Etwas gerade darauf aus, alles aus mir heraus zu saugen. Stückchen für Stückchen, dabei war ich doch vor ungefähr 4 Stunden noch total happy. 
Aber jetzt sitze ich hier, vor meinem PC mit Kakao und schreibe einen Eintrag, den ich so nie schreiben wollte. Wenngleich es vielleicht mal an der Zeit ist -heute 90 Tage vor Abflug. 
Da fällt mir dann plötzlich auf, wenn ich die Auffahrt zum Haus einbiege, dass ich immer noch keine richtige Freunde habe, dass ich nicht weinen muss bei dem Gedanken zu gehen, sondern nur ein bisschen geknickt und geschockt bin, dass mein Schwedisch einfach immer noch nicht perfekt oder annähernd gut ist und dass es einfach scheint, als bräuchte ich noch viel mehr Zeit um mein Auslandsjahrschülerinnenimage (Dank an die deutsche Sprache an dieser Stelle, die solche Wörter möglich macht) aufzupolieren und ihm ein bisschen Glanz zu verleihen. 
Mein Kakao ist schon wieder fast kalt, meine Augen glitzern wahrscheinliche ein bisschen, ich sehe jedenfalls nicht mehr viel. Aber hey, who cares? Mein Handy piept -es will Strom. 
Eigentlich wollte ich auf eine Nachricht antworten und eigentlich sollte ich gerade für einen Franzöischvokabeltest lernen, aber dennoch sitze ich hier. Vor meinem PC mit lauwarmen Kakao und ohne Umarmung. 


5 Kommentare:

  1. *ganzdollaufdieentfernunggedrückt, weil anders geht es leider nicht <3

    AntwortenLöschen
  2. Solche Momente gibt es - manchmal dauern sie ein paar Stunden, manchmal ein Wochenende oder manchmal auch einen ganzen Monat. Man hat das Gefuehl, dass nichts mehr Sinn macht, dass man nur noch seine Zeit verschwendet und dass man gar nicht erst haette herkommen duerfen. Man fuehlt sich allein, verlassen, einsam. Man beginnt zu weinen, zu zittern, zu zweifeln. Weltschmerz. Verzweiflung. Depression. Doch bald wird der Moment kommen, in dem wir ins Flugzeug steigen, um nach Hause zu fliegen, und wir werden stolz sein, es geschafft zu haben. Uns kann nichts mehr etwas anhaben, weil unser Auslandsjahr uns so gestaerkt hat. Und spaeter koennen wir unseren Kindern und Enkelkindern davon erzaehlen, von unserem Abenteuer, unserer wagemutigen Reise, und irgendwann werden wir begreifen, dass es den ganzen Schmerz wert war. Ich schicke dir eine feste Umarmung aus Amerika.

    AntwortenLöschen
  3. Keiner der Dich gern hat und lieb, hört es gern, das es Dir im Moment nicht gut geht und wünscht es sich anders für Dich... Es ist aber mutig und richtig, daß Du auch darüber schreibst, das nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen in diesem Auslandsjahr ist...
    Auch aus Oldenburg kommt eine dicke Umarmung für Dich <3

    AntwortenLöschen
  4. Ich mache auch gerade ein auslandsjahr. Und verfolge deinen blog. Ich kann so nachvollziehen wie es dir geht und es tat mir irgendwie gut zu wissen ich bin nicht die einzige die nicht wirklich so wirklich Freunde hat und ja Genieß deine 90 Tage trotzdem noch. Es sind die letzten deines Auslandsjahr.

    AntwortenLöschen
  5. Oh wie ich dich verstehen kann! Mach dir keine Sorgen, das ist so "normal" so schlimm es auch ist. Wie oft wollte ich auch einfach mal Wut ablassen... So gerne ich auch würde doch ich kann dir keinen echten Rat geben der hilft. Zeit vergeht. Es kommen auch wieder bessere Zeiten, wo man mit einem fetten Lächeln durch die Gegend läuft, auf diese Zeiten musst du dich konzentrieren. Ich hatte damals eine Postkarte mit dem Spruch "die schlimmsten Zeiten stellen sich meist als die besten Zeiten heraus, vorausgesetzt man hat sie überlebt" so oder so ähnlich war der Spruch :)

    Kram, Alexa

    AntwortenLöschen